Überforderung und Ausstieg

Manchmal erst, wenn es schmerzt und fast schon zu spät ist, bemerken wir, dass wir auf den eingetretenen Pfaden nicht gut weiter kommen. Der Alltag überfordert uns, ebenso die Welt des überbordenden Konsums, die Sorge um das Klima, den Weltfrieden, den Arbeitsplatz, das Wohl der Kinder… Der allgegenwärtige Druck auf die Seele ist enorm.

So ist es z.B. kein Wunder, dass die Arbeitsunfähigkeitsfälle aufgrund chronischer Erkrankungen der Psyche in den vergangenen zehn Jahren um 200 Prozent zugenommen haben. Aber immerhin: Wir merken es noch, dass es so nicht weiter geht!

 

Der erste Schritt in eine andere Richtung könnte darin bestehen, sich desjenigen anzunehmen, der gerade das Leid empfindet, also sich selbst. Was können wir tun, um die schwierige Lage halbwegs beherrschen, und die Ausrichtung unseres Lebens verändern zu können? Was müssen wir auf welche Weise dafür gegebenenfalls noch lernen? Da das bestehende System keine geeigneten Voraussetzungen dafür bietet, diese Fragen beantworten zu können, brauchen wir eine andere Erfahrungs- und Lernumgebung.

 

Es gehört zu den Signaturen unserer Zeit, dass sich immer mehr Bewegungen für den Ausstieg aus bestehenden gesellschaftlichen Strukturen gebildet haben. Der US-Amerikaner Paul Hawken bezeichnet sie in seinem Buch „Wir sind der Wandel“ (Emmendingen 2010) als das „Immunsystem der Erde“. Die Analogie ist nicht schlecht gewählt, denn die verschiedenen Gruppen und Netzwerke haben sich so rasch entwickelt, wie die Lage auf Erden immer bedrohlicher wurde. Dass Menschen sich dagegen wehren, wenn so viele ihrer Artgenossen die Zukunft des Lebens auf Erden gefährden, wäre demnach expressis verbis eine natürliche Reaktion. Es begann mit der 1968er-Bewegung, die nahezu alle Länder der Erde irgendwie erfasst hatte. In diesem Moment des Aufbruchs traten diverse Impulse für den Wandel des gesellschaftlichen und persönlichen Lebens aus ihrem Nischendasein ins volle Rampenlicht der Zivilisation. Die „Neuen sozialen Bewegungen“ bergen das Potenzial in sich, das dem Wandel die notwendige Kraft geben kann.

 

Es ist heute kein großes Problem mehr, sich über die entsprechenden Möglichkeiten schlau zu machen, wenn man seinem eigenen Leben eine andere, zukunftsgerechte Richtung geben will. Jede Volkshochschule macht mittlerweile entsprechende Angebote, und in den Medien sind Tipps und Erfahrungsberichte zu den Themen des Richtungswechsels und Ausstiegs immer wieder Bestandteil des Programms. All das macht es möglich, ein anderes, gutes Leben zu führen.