Llewellyn Vaughan-Lee »Spirituelle Ökologie« (Rezension)

Llewellyn Vaughan-Lee, Psychologe und Sufi-Lehrer aus London, hat in seinem Buch Texte verschiedener Autor:innen – u.a. von Thich Nhat Hanh über „Die Glocken der Achtsamkeit”, Häuptling Tamale Bwoya zur „Offenbarung von Laikipia”, Vandana Shiva Annadana über „Das Geschenk der Nahrung” oder Llewellyn Vaughan-Lee selbst mit dem beeindruckenden Text „Der Ruf der Erde” – versammelt, die sich tiefenökologisch mit dem Zustand der Erde befassen.

„Dieses Buch ist eine Sammlung von Antworten auf den Ruf der Erde”, schreibt Vaughan-Lee im Vorwort, mit dem er auf eine vielfarbige Sammlung unterschiedlicher Sichtweisen auf jene Not der Erde einstimmt, die heutzutage nirgends mehr übersehen werden kann. Häuptling Oren Lyons schreibt über die indigene Erfahrung der Verbundenheit, die im Essay „Die Welt des Staunens” von Thomas Berry eine menschheitlich-spirituelle Dimension bekommt. Der buddhistische Mönch Thich Nath Hanh transponiert das Thema auf die Ebene der Achtsamkeit: „Wir alle wissen, dass unser schöner, grüner Planet in Gefahr ist. Die Art und Weise, wie wir über diese Erde gehen, hat einen großen Einfluss auf Tiere und Pflanzen. Doch wir verhalten uns so, als ob unser Alltagsleben nichts mit dem Zustand der Welt zu tun hätte.” Zweifellos geht es um eine Wende, die von der Menschheit dringend vollzogen werden muss, das wird auch in den anderen Kapiteln des Buches immer wieder deutlich. Und es wird klar, dass und wie der interkulturelle Dialog besonders dazu beitragen kann.

„Wissenschaftler sehen sich heute nicht mehr vollkommen getrennt von ihrem Forschungsobjekt”, schreiben Mary Evelyn Tucker und Brian Thomas Swimme. „Sie helfen uns dabei, Zeugen der unbeschreiblichen Schönheit und Komplexität des Lebens und seiner Entstehung zu werden, die sich über Milliarden von Jahren hingezogen hat.” Tatsächlich sind manche Entwicklungen auszumachen, die schon auf das Positive, Neue ausgerichtet sind. Es kommt nun aber auch darauf an, nicht nur zu wissen, sondern in allen Bereichen des Lebens auch zu handeln, denn „trotz des beispiellosen Wachstums in den Bereichen der Wirtschaft, der Wissenschaft, der Technologie und des Welthandels muss fast die Hälfte der Menschheit hungern, ist obdachlos und wird übergangen.”

Die in diesem Buch versammelten Texte widmen sich nicht nur der ernsten, schwierigen Lage, in der sich die Erde als Lebewesen befindet, sondern geben zugleich einen klaren Ausblick auf jene Entwicklungen des Bewusstseins, die durch den Ernst der Lage im guten Sinne angestoßen werden können.