Von Natur aus klug, von Kultur aus dumm

Auch wir Menschen sind Wesen der Natur. Es ist darum sehr wahrscheinlich, dass wir ihren Gesetzen folgen würden, wenn man uns denn lassen würde. Nun ist das zuerst auffällige, dass es, im Gegensatz zur erdachten Menschenwelt nirgendwo in der Natur ein unbegrenztes Wachstum gibt, jedenfalls solange die Natur nicht erkrankt ist. Tatsächlich pendelt sich jedes natürliche System in einem Lebenszustand ein, der zwischen Effizienz und Resilienz liegt und sich am besten als ein Zustand des Genug beschreiben lässt.

 

Jedes Tier und jede Pflanze wird in ihrem Habitat genügend Nahrung finden und für andere produzieren, solange das ökologische Gleichgewicht intakt ist. Dabei liegt das Optimum gerade nicht in der präzisen Erfüllung eines Plans, sondern in einem möglichst angepassten Verhalten. Dieses Prinzip findet sich in der von uns Menschen gestalteten Wirtschaft erschüttert.

 

 

Gewinnstreben und Konkurrenz dienen unter uns dem Eigennutz und zerstören Beziehungswerte. Überhaupt geht dasjenige in einer vom Geld getriebenen Welt zuerst zugrunde, was uns eigentlich am wertvollsten ist: Vertrauen, Zuneigung, Anerkennung und Sicherheit. Insofern wird durch die vorherrschende Art des Wirtschaftens eine Welt geschaffen und stabilisiert, die unmenschlich und unnatürlich zugleich ist. Dabei können wir Menschen etwas in die Lebewesenwelt bringen, was ein positiver, typisch menschlicher Beitrag genannt werden kann: Wir können dem Leben dienlich handeln und für die Welt und unsere eigene Art eine fürsorgende Haltung entwickeln, weil wir es aus freien Stücken wollen!

 

 

Unser Gefühl für Verantwortung gibt uns vielfältig dafür Anlass, bewusst zu handeln. Jede Buchführung ist Ausdruck dieser Disposition, weil wir sie gedanklich stets ausüben, wenn wir mit der Welt und dem Leben umgehen. Wir haben ein Bewusstsein von unserer Lebenszeit, erinnern die Vergangenheit und erwarten die Zukunft. In jedem Augenblick unseres Lebens, so sahen wir bereits, sind wir, uns unserer Bedürfnisse bewusst, darum bemüht, planvoll für all das zu sorgen, was wir zum Leben und Überleben brauchen. In diesen Prozessen sind wir der Bedingungen und Möglichkeiten gewahr, die sich am Ort unseres Lebens bieten. Ich behaupte, dass es jedem natürlichen Instinkt zuwider läuft, wenn Menschen sich beim Umgang mit diesen natürlichen Bedingungen und Ressourcen nicht nachhaltig verhalten. Sie werden im Gegenteil alles dafür tun, das ökologische Gleichgewicht in ihrem Lebensraum zu erhalten, denn das entspricht ihren natürlichen Instinkten und Verantwortungsgefühlen. Eine alte Redensart, die alle Menschen sofort verstehen, mahnt: "Säge nicht an dem Ast, auf dem du sitzt!“