Der Begriff „Wirtschaft“ oder „Ökonomie“ bezeichnet „die Gesamtheit aller Einrichtungen und Handlungen, die der planvollen Deckung des menschlichen Bedarfs dienen“ (lt. Wikipedia), mithin eben auch solcher Einrichtungen und Handlungen, die nicht gewerbsmäßig, also privat betrieben werden. Dazu gehört nicht nur das Gebiet der vergüteten (oder unvergüteten) Arbeit, sondern noch viele weitere Bereiche des Lebens, die wir zunächst nicht mit Wirtschaft in Verbindung bringen würden. Die Begleitung der Kinder durch die Eltern, die Arbeit im Vorgarten, der Besuch beim Nachbarn, ja selbst der Spaziergang, der der Erholung und Entspannung dient, sind Teil der „Wirtschaft“ genannten Handlungen, die der planvollen Deckung eines menschlichen Bedarfs dienen. Alle diese Beispiele lassen sich von der Intention (Deckung eines menschlichen Bedarfs) wie auch von den Folgen aus gesehen eindeutig als wirtschaftliche Aktivität deuten.
Natürlich sind wir alle bezüglich der verschiedenen wirtschaftlichen Aktivitäten in Teilbereichen mehr oder weniger unfrei. Die Butter werden wir in harter Währung bezahlen müssen, während wir uns andererseits auch früher als geplant aus der Skatrunde verabschieden können. Es gibt wirtschaftliche Verhältnisse, die uns zwingen und andere, die uns frei sein lassen. Die Frage bleibt trotzdem, wie wir mit beidem umgehen.
Die Wirtschaft nimmt in unserem Leben einen weit größeren Teil ein, als wir zunächst vermuten. Wirtschaft wird gemeinhin zu schnell mit Bereichen verbunden, in denen Waren gegen Geld produziert, gehandelt und verbraucht werden. Aber nur weniger als die Hälfte der BundesbürgerInnen leisten mit Geld vergütete Arbeit. Und bezogen auf all das, was tagtäglich getan wird, damit das Leben funktioniert, wird dieser Prozentsatz noch viel kleiner. Wirtschaft bedeutet auch, mit Ressourcen zu haushalten, die nicht nur Geld sind: Sie können sich mit einem guten Freund unterhalten, statt vor dem Fernseher zu sitzen. Sie können sich am freudigen Blick eines Mitmenschen erfreuen, nachdem Sie ihm etwas geschenkt haben. Das und manches andere noch liegt ganz bei uns.
Im allgemeinen Verständnis wird Wirtschaft so oder so mit Geld verbunden. Wo Geld zirkuliert, wo Geld verdient oder ausgegeben wird, findet Wirtschaft statt. Dies ist allerdings, wie wir gesehen haben, nur eine Teilwahrheit, denn tatsächlich handelt es sich bei dem monetarisierten Teil unseres wirtschaftlichen Lebens um den weitaus kleinsten Teil, der uns allerdings zugleich die größten Sorgen bereitet und uns am ehesten unfrei machen will. Es ist beispielsweise tatbestandlich, dass Menschen mit geringer finanzieller Ausstattung Gefahr laufen, sozial abgedrängt zu werden.
Die Konsumwelt ist soweit in unsere Lebenswelt hinein gewachsen, das Freizeitvergnügen in vielen Fällen nur gegen Geld zu haben sind. Kein Geld, kein Vergnügen! Kein Vergnügen, keine Freunde! Das ist eine unheimliche Gleichung für das Zusammenleben von Menschen, die es dringend zu überwinden gilt. Aber auch dafür gilt: Nicht gleich alles komplett verändern wollen, sondern erstmal in kleinen Schritten, in ausgewählten und überschaubaren Bereichen unseres Lebens, indem wir uns beispielsweise daran machen, bewusst zunächst einen kleinen Teil unserer Zeit kostenlosen Freizeitvergnügen zu widmen.
Halten wir zweierlei fest:
-Wirtschaft als Bestandteil unseres Alltags reicht weiter, als der durch Geld definierte Bereich unseres Lebens. Wir sollten, nachdem wir das erkannt haben, darum bemüht sein, der zunehmenden Monetarisierung Einhalt zu gebieten.
-Wenn wir in (noch) nicht monetarisierten Bereichen unseres persönlichen wirtschaftlichen Lebens und Verhaltens damit beginnen, kooperative, solidarische Umgangsformen zu etablieren, wird das (weil in einem großen System alles miteinander zusammenhängt) auch den monetarisierten Teil der Wirtschaft verändern.