Jeder Mensch fühlt sich gerne wohl und freut sich. Das sind die schönsten Erfahrungen, die wir in unserem Leben machen können. Ob mit einem milden Lächeln oder einem Freudenschrei aus tiefster Brust: Freudige Äußerungen können sehr verschieden ausfallen. Die Skala dafür reicht sehr weit. Zu Wohlgefühl und Freude kann man auf verschiedenen Wegen gelangen. Aber finden wir die auch?
Heutzutage gehen wir mit unserer Sehnsucht nach Wohlgefühl und Freude ganz anders um, als die Menschen in früheren Zeiten es noch taten. Damals war man offensichtlich noch mit weniger zufrieden und einige Erfahrungen waren sehr wertvoll, die in unserer modernen, schnelllebigen Zeit kaum beachtet werden. Im Buddhismus beispielsweise hat Freude sehr viel mit Selbsterkenntnis und Achtsamkeit zu tun. Also damit, dass ein Mensch sich gründlich über sich selbst, seine Begabungen und Schwächen klar wird, aber auch damit, dass man mit der Welt, seiner Umgebung und den Mitmenschen, fürsorglich und behutsam umgeht.
Friedrich Schiller dichtete einst „Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium“ und schuf damit einen Text, der zur Hymne Europas geworden ist. Alles dreht sich im Leben um die Freude, so der Dichter. Wirklich? Man wäre in den modernen Zeiten eher geneigt zu sagen: Alles dreht sich ums Geld! Komisch eigentlich, denn Freude kann man sich nicht kaufen. Und dann ist da auch noch die „Mitfreude“, die den Asiaten so wichtig ist. Das ist natürlich ein gänzlich anderes Gefühl, als es das „Mitleid“ ist. Kennen Sie eine Zeitung, in der zur Mitfreude eingeladen wird? Nein? Aber zehntausende solcher Blätter appellieren täglich an unsere Fähigkeit zum Mitleid – und wenn von großartigen Erfahrungen anderer Menschen geschrieben wird, dann meistens in einer Art, die allenfalls darauf aus ist, Neid zu wecken.
In einer Heidelberger Schule hat man schon vor einigen Jahren das Fach „Glück“ eingeführt. Systematisch lernen junge Leute dort nun, worauf es bezüglich der Lebensführung ankommt, wie man den Erfahrungen von Freude und Glück gute Chancen bereiten kann. Vorreiter für diese Reform schulischen Unterrichts war das Wellington-College westlich von London. Der Psychologe Nick Baylis vom „Well-Being-Institut“ der Universität Cambridge gab die entscheidende Anregung dafür. Sinnvoll ist es ohne jeden Zweifel, wenn junge Menschen lernen, wie man sich wohlfühlen kann – auch wenn das alltägliche Leben mal hart und unbarmherzig daher kommt.
Klar, bittere Erfahrungen bleiben niemandem erspart. Hin und wieder geht immer mal etwas schief. Aber manches gelingt auch und bereitet Freude. Viel wurde dafür getan, herauszufinden, was es vor allem ermöglicht, dass wir Menschen glücklich sind. Neben angeborenen Eigenschaften der Persönlichkeit, sind es die Beziehungen zu anderen Menschen, die Arbeit und sinnvolle Freizeitaktivitäten. Kurioserweise haben Gesundheit, Geld, Intelligenz und Attraktivität kaum eine Bedeutung für das Glückserleben. Aber von größter Bedeutung ist, dass wir uns „in der Mitte“ erleben, also alles daraufhin überprüfen und behandeln, dass es wirklich ausgewogen ist. Nicht zu viel und nicht zu wenig, sondern genug soll und darf alles vor allem sein!