Kleines Geld vom großen Übel
Auch der Betrieb anthroposophischer Einrichtungen erfordert Spenden, die nicht leicht zu akquirieren sind. Wenn man dann beim Online-Einkauf mit nur einem Klick eine Spende an eine ausgewählte Einrichtung auslöst ohne mehr als sonst bezahlen zu müssen, kommt das scheinbar als wunderbare Gelegenheit daher. Zahlreiche so genannte Spendenportale werben dafür – und hunderte Einrichtungen machen mit. So einfach das ist, bleibt es dennoch nicht ohne Folgen.
Mit dem Online-Einkauf wird der regionale Fachhandel direkt untergraben und Firmen gefördert, die nicht an einer resilienten, gerechten Wirtschaft interessiert sind. Wenn man sich die Umsätze ansieht, geht es beim Onlineshopping via Spendenportal vor allem um Bücher. Rechnet man die ausgewiesenen Zahlen hoch, wurden in den vergangenen Jahren allein durch einen der großen Anbieter (bei dem an die einhundert anthroposophische Einrichtungen gelistet sind) etwa zwanzig Arbeitsplätze im Buchhandel vor Ort vernichtet. Dem gegenüber steht ein hauptamtlicher Arbeitsplatz für den Portalbetreiber. Und dabei geht es um Spenden von nur rund zwei Prozent aus den getätigten Einkäufen!
Hinzu kommt, dass die Sammlung von Daten durch die Shopbetreiber bedient wird. Zu den auch sonst von den Kunden freiwillig im Bestellprozess eingegebenen Stammdaten kommt die Information über den Kauf zugunsten einer ausgewählten Einrichtung hinzu. Das steigert den Wert vom gewonnenen Datensatz (auch für den folgenden Handel) um durchschnittlich zehn Euro – ganz abgesehen davon, dass inzwischen ein so hoher Grad der Einbindung anthroposophischer Einrichtungen erreicht ist, wie es die Marketingabteilungen von Amazon, Zalando, Thalia, Ebay usw. nicht erwarten konnten. Spendenportale sind – mindestens bis jetzt – für diese Firmen so gesehen ein echtes Erfolgsmodell. Aber was sind das eigentlich für Firmen?
Um zu wissen, was sich in manchen Firmen abspielt, die bei den Spendenportalen als Partner gelistet sind, muss man lediglich die immer wiederkehrenden, aktuellen Berichte in den Medien verfolgen: Es sind Firmen, die für Dumpinglöhne arbeiten lassen, Arbeitnehmerrechte ignorieren, oder deren Mehrheitsgesellschafter ansonsten auch in Rüstungsgeschäften (u.a. Produktion von Streubomben) aktiv sind. Der Onlinemarkt ist hart umkämpft und bereits jetzt in der Hand von nur wenigen Investoren, die mehr und mehr an Einfluss gewinnen. Für kleinere, etwa ökologisch ambitionierte Firmen bleibt kaum noch Platz. Die Konditionen der Hersteller sind für kleine Shops zu schlecht und die eigene Finanzierung erlaubt kein konkurrenzfähiges Marketing. Die Handelslandschaft, die auf solchen Wegen geschaffen wird, ist nicht nur verbraucherunfreundlich, sondern extrem schädlich für eine resiliente Wirtschaft der Zukunft.
Bleibt das Fazit: Wer als gemeinnützige Initiative die Spendenportale unterstützt, hat in seiner Geldnot sein Herz für den regionalen Fachhandel verloren und die Bedeutung eines ökologisch engagierten Konsumverhaltens ist aus dem Blick geraten. Kann das wirklich Sache anthroposophischer Einrichtungen sein, die sich das Engagement für eine enkeltaugliche, gute Welt ansonsten doch so gern auf die Fahnen schreiben?