Rezension: Thomas Mayer, Roman Huber „Vollgeld – Das Geldsystem der Zukunft“, Marburg 2014
Die aufgehäuften Schulden der Staaten haben weltweit astronomische Höhen erreicht. Allein auf Deutschland entfielen im Jahr 2008 über 2 Billionen Euro. Ihnen entsprechen systemlogisch Vermögen in gleicher Höhe. In einem gewaltigen Umverteilungsprozess werden Reiche immer reicher und Arme immer ärmer.
Dabei kann niemand dem bestehenden Geld- und Wirtschaftssystem, das absurder weise in einer begrenzten Welt ein unbegrenztes Wachstum fordert, wirklich ausweichen. Die daraus resultierende Gefahrenlage hat sich für die ganze Mitwelt und die Menschengemeinschaft bis dato immer mehr verschärft. Ein notwendiges Umdenken und anders handeln beginnt mit Erkenntnissen, zu denen das Buch „Vollgeld“ reichlich Anregungen liefert.
Der springende Punkt ist schnell identifiziert: „Würden Sie einem System zustimmen, in dem der Großteil der Geldmenge durch private, profitorientierte Unternehmen produziert und in Umlauf gebracht wird?“ Das haben in einer repräsentativen Umfrage 90 Prozent der Menschen verneint. Aber genau das passiert, denn 81 Prozent des umlaufenden Geldes werden durch Kreditvergaben durch die Banken (nicht durch die Zentralbank!) erzeugt und für Zinsen verliehen. Dieser (privatisierte) Fiatprozess ist für die meisten Menschen so unvorstellbar, dass sie es einfach nicht glauben wollen.
Thomas Mayer und Roman Huber fordern, dass Geld als Vollgeld nur noch durch die Zentralbank ausgegeben werden darf. Der Geldschöpfungsgewinn z.B. stünde dann auch der Bevölkerung, nicht mehr den privaten Investoren zu. Sauber, detailliert und auch für Nichtökonomen verständlich erklären sie die Regeln und Funktionen des gegenwärtig vorherrschenden Geldsystems. Geschichtliche Hintergründe, Absichten und Versäumnisse von Regierungen und Banken werden ebenso dargestellt, wie aktuelle Fakten wiedergegeben werden. Das Thema Geld gewinnt wohltuend an Transparenz.
Ihre Gedanken zur Umstellung auf Vollgeld schließen daran nachvollziehbar an. Die Ausgabe des Geldes durch eine dafür staatlich legitimierte „Monetative“ würde im System vieles gerechter und vor allem sicherer werden lassen. Der alltägliche Zahlungsverkehr müsste sich deswegen nicht einmal verändern. Kurioserweise würde eine Situation geschaffen, von der die meisten fälschlicherweise glauben, sie bestünde schon: Das Volk würde das Geld regieren, nicht umgekehrt. Insofern ist die Forderung nach Einführung des Vollgeldes aufs Engste verbunden mit der Verwirklichung von mehr Demokratie. So irre unser derzeitiges Geldsystem ist, so klar und überzeugend ist die Vollgeld-Idee. Es ist zu wünschen, dass sie sich schnell und weit verbreitet.