Die Hierarchie der Macht des Geldes

Unaufhörlich wird die Menschengemeinschaft im Sinne des Geldsystems sortiert. Es ist, als würde ein neues Kastensystem installiert, dem die Menschen, in Armut oder Reichtum geboren, für die Zeit ihres Lebens unausweichlich unterworfen sind. In dieses Kastensystem finden sich ganze Staaten ebenso eingeordnet, wie einzelne Menschen. Eine neue Hierarchie gibt den Beziehungen zwischen Menschen und Nationen Gestalt.

 

Meistens versteht man unter dem Begriff „Hierarchie“ ein System, in dem Elemente einander über- und untergeordnet sind. Im Sinne der vorherrschenden Ökonomie hat das mit der Verfügbarkeit von Geld oder von Möglichkeiten zur Schaffung von monetärem Reichtum zu tun. Auch für die Staatengemeinschaft auf dieser Erde gilt eine hierarchische Ordnung, in der arme und reiche Staaten in einem Ranking voneinander unterschieden werden. Neben der direkten Verfügbarkeit von finanziellen Ressourcen (durchschnittliches Pro-Kopf-Einkommen) gehen in den so genannten Weltentwicklungsindex (Human Development Index) der Vereinten Nationen auch die Lebenserwartung und der Bildungsgrad ein. Der Wohlstandsindex des Londoner “Legatum Institute” berücksichtigt darüber hinaus auch noch Glück, Wirtschaftswachstum, Innovation, Staatsführung, persönliche Freiheit und Sicherheit.

 

 

Unter Anwendung dieser Kriterien können die reichsten und die ärmsten Staaten der Erde ebenso ermittelt werden, wie ein weites „Mittelfeld“ sichtbar wird. Die Top five der Liste sind Norwegen, Island, Schweden, Australien und die Niederlande (die USA rangieren auf Platz 7 und Deutschland auf Platz 18 der Liste). In Afrika konzentriert sich das größte Kontingent (33 Länder) der 48 ärmsten Länder der Erde, die man als „Least Developed Countries“ oder als vierte bzw. fünfte Welt bezeichnet. Gemeint sind Staaten, die aufgrund der dort herrschenden Armut keine Möglichkeit haben, ihre Situation durch Anschluss an die Weltgemeinschaft zu verbessern.

 

Neben den reichen und armen Staaten hat sich besonders in den vergangenen Jahrzehnten eine Hierarchie herausgebildet, in der sich Firmen und Konzerne zueinander geordnet finden. Die letzte Jahrtausendwende war diesbezüglich eine Art Schwelle, von der aus eine völlig neue Ordnung der Welt sichtbar zu werden begann. 1999 fand die WTO Tagung in Seattle statt, was den Auslöser zur Entstehung der Antiglobalisierungsbewegung abgab. Das war nämlich eine Zeit in der von den 100 größten Wirtschaftseinheiten weltweit bereits 51 Firmen und 49 Staaten waren. Die Einnahmen der 200 weltweit größten Firmen betrugen damals bereits mehr als ein Viertel der gesamten, weltweiten Wirtschaftsaktivität. Erstmals waren der überwiegende Teil des globalen Kapitals und der Wertschöpfung der Lenkung durch demokratisch gewählte Regierungen komplett entzogen. In der Zeitschrift „Der Spiegel“ wurde damals formuliert, dass „eine neue Topografie der Macht entsteht, die keinen Nationalstaat mehr kennt.“ Und zu welchen neuen Lebenstatsachen führte schon damals diese neue Topografie der Macht?

 

 

Im Jahr 2001 waren weltweit 1 Mrd. Menschen ohne Erwerbsarbeit, das sind mehr als die EU, USA, Japan und Russland zusammen Einwohner haben. Von diesen 1 Mrd. arbeitslosen Menschen lebten allein 34 Millionen in den OECD-Staaten. Nehmen wir noch hinzu, dass weltweit damals bereits 1,6 Mrd. Menschen weniger als 2 Dollar pro Tag für die Deckung ihres gesamten Lebensbedarfs zur Verfügung hatten, wird einem die Faktenlage bezüglich der Wirkungen der Umverteilung schlagartig bewusst, die sich bis heute noch weiter verschärft hat.

 

Aber auch anderes geschah! Ausgehend von einem 1997 erschienen Zeitungsartikel über die Tobin-Steuer entstand seit 1998 die NGO Attac. 2004 folgte Lobby Control. In beiden Organisationen engagieren sich immer mehr Menschen für eine Aufdeckung eklatanter Ungerechtigkeiten und die Schaffung von Alternativen in Bezug auf neue Formen im Umgang mit Geld, wie sie den Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft gegenüber unter den Vorzeichen von Menschlichkeit, Demokratie und Gerechtigkeit angemessen sein werden.