Merkwürdig, wie schnell sich der so genannte „Populismus“ als Politik- und Redestil weltweit verbreitet, dieses Gemisch aus rechter Gesinnung und Verschwörungstheorien. Und es ist merkwürdig, wie schwierig es scheinbar ist, die verworrenen Argumentationsmuster der Populisten zu enttarnen.
Das Buch „Populismus für Anfänger“ von Walter Ötsch und Nina Horaczek geht dem nach und schafft – auf ausgesprochen originelle Art und Weise – Abhilfe. Sechs Kapiteln folgen einer Liste von „siebzig Mustern der Demagogie“, die verdeutlichen, was einen Populisten erfolgreich macht. Dafür werden mit reichlich Zitaten und Beschreibungen diverser Sachverhalte die bekannten Größen der neurechten Szene porträtiert.
Das Weltbild der Populisten ist zuallererst schwarz-weiß, dann mit allerhand Verschwörungstheorien gespickt und mit Lügen garniert. Die Gesellschaft soll gezielt in ein WIR und in die ANDEREN gespalten werden. Verblüffend, wie die Autoren aufzeigen, dass all das einem klaren Kalkül folgt und keineswegs Ausdruck von Dummheit ist. Verblüffend auch der Blick auf die religiöse Dimension: Populisten betonen gern ihre Gemeinschaft mit Gott. Jaroslaw Kacyński bewahrt eine Blutreliquie des Papstes Johannes Paul II. im polnischen Parlament auf, der ungarische Präsident Viktor Orbán ließ sich die Krone des heiligen Stephan bringen.
Die Gefahren für die Demokratie und für die Freiheit sind enorm. Dabei geht es nicht etwa nur um den Einfluss rechter Parteien in Parlamenten, sondern bereits schon um die (gezielte) Erschütterung und Zerstörung von Wertesystemen im ganz alltäglichen Leben. Die Autoren des Buches gehen dem u.a. in ihren Ausführungen zum „Prinzip des Vertrauens“ nach. Und sie sagen was getan werden kann: „Selbstbewusst agieren ist stets besser, als auf die Politik der Demagogen zu reagieren.“ Walter Ötsch gibt als Kommunikationstrainer reichlich Empfehlungen für einen adäquaten Umgang mit Rechtspopulisten.
Aber auch selbstkritische Töne werden angeschlagen: „Der heutigen Demagogie wurde jahrzehntelang der Boden bereitet. Und zwar durch eine Politik, die keine expliziten Zukunftsbilder entworfen hat, das heißt auf einen kraftvollen Zukunftsdiskurs verzichtet hat. (…) Auf Deutschland bezogen: Jahrelang wurde gesagt, es gäbe keine Alternative, und die Antwort war die Alternative für Deutschland.“
Dieses Buch war fällig, es schließt eine Lücke. Einer gründlichen Systematik folgend wird das Phänomen des Populismus untersucht; die Ergebnisse der gut belegten Recherchen sind erschütternd-beeindruckend.