Die »Forgotten Shore Farm« in Nova Scotia
Permakultur ist ein geniales Konzept nicht nur für kleine Gärten, sie funktioniert auch in großem Maßstab. Im lieblichen Nova Scotia, an der zuweilen rauen Ostküste Kanadas, ist die »Forgotten Shore Farm« ein wunderschönes Beispiel dafür. Die symbiotische Einheit von Landwirtschaft und ursprünglicher Natur steht für gelungenen Bioanbau.
In Port Hilford einer kleinen Gemeinde an einer ausgesprochen lieblichen Atlantikbucht vor dem Indian Harbour Lake findet man leicht die »Forgotten Shore Farm«. Der Farm-Laden liegt direkt an der Straße und ist einfach nicht zu übersehen. Eine alte Scheune, vor der Kunsthandwerk aus der Umgebung ausgestellt ist, wurde zum Shop umfunktioniert. Geht man hinein, betritt man eine Wunderwelt, in der die Erzeugnisse der Farm inmitten von Kunst und Antiquitäten angeboten werden. Hinzu kommen Lebensmittel von anderen lokalen Erzeuger:innen, wie Honig, Ahornsirup, Gebackenes und vieles mehr. Man kooperiert, und das Ergebnis ist ein Angebot an „Organic food”, das sich sehen lassen kann.
Vom Hof-Laden aus sind es nur wenige Schritte zu den Trails, auf denen man über die Farm wandern kann. Ein Portal, über dem „Payton’s Path” steht, begrüßt die Besucher:innen. Von hier aus schweift der Blick über die bestellten Felder, auf denen – eine charakteristische Besonderheit der Farm – die Pflanzen in bunten, vielfältigen Gesellschaften wachsen. Wilde Beikräuter und kultivierte Gemüse gedeihen in Polykulturen. Schön zu sehen und gut nachvollziehbar sind die unterschiedlichen Zonen, die von der besonders intensiven Pflege bis zum wild belassenen Waldgürtel reichen.
Zur Farm gehören rund 70 Hektar Land von unterschiedlicher Qualität. Aktiv bewirtschaftet werden davon über mehrere Jahre rollierend immer nur 20 Hektar. Das ist eine Fläche, die das Farmerehepaar mit gelegentlichen Erntehelfer:innen gut versorgen kann. Vermarktet werden die Produkte im eigenen Hofladen, einigen Bioläden der Region und an die »Liscomb Lodge«, einem Ferienresort mit Gourmetküche.
Vor einigen Jahren arbeitete der Bauer Neil Partington noch in der Schweinemast in Ontario, bis er das mit seinem Gewissen nicht mehr vereinbaren konnte. Der Schritt nach Nova Scotia war mutig, aber nun kann er seine eigene Farm bewirtschaften, und zwar genauso wie es seinen Idealvorstellungen entspricht. Die Natur darf und soll bleiben wie sie ist. Insekten, Vögel und andere Wildtiere haben darin ihren Lebensraum, ebenso vielfältige Pflanzengesellschaften. Dass nur ein Teil der Farm aktiv bewirtschaftet wird, ist Ausdruck von diesem Respekt vor dem Ursprünglichen, aber auch ein klares Bekenntnis zur besseren Qualität der so erzeugten Nahrungsmittel.
Und schön soll es sein! Die Wege über die Farm sind so angelegt, dass es immer wieder etwas zum Staunen gibt. Ruhige Nischen laden zum Ausruhen und Verweilen ein, hier und da öffnet sich der Blick auf das Meer oder einen rauschenden Wasserfall. Und unter einem altehrwürdigen Ahorn ist ein „Windphone” angebracht, das Teil eines weltweiten Kunstprojekts (mywindphone.com) ist.
Ja, alles hat hier seinen Platz: die Pflanzen, die Tiere, der Wind und die Wolken, der Regen, der Schnee und das Sonnenlicht – sogar der Mensch ist willkommen, eben weil er nicht stört, sondern pflegt und hegt. Das ist Permakultur in schönster Vollendung!